Nigeria 96
„Was haben sie für Drogen?“ „Äh, keine.“ „Aha, und was tun sie wenn sie krank sind?“ Wir merken: aha, er meint Medikamente. Geistesgegenwertig antwortet Caroline, dass wir stark und gesund seien. Der Herr vom Gesundheitsservice an der Grenze zu Nigeria nickt und seine Kollegin, welche unsere Impfausweise prüft, meint lächelnd sogar: „Gut, wir mögen gesunde Leute“ und inspiziert weiter unsere gelben Ausweise. Das Interesse des Herrn nebenan gilt unserer Autoapotheke und was dort so drin ist, ausserdem verlangt er nach einer Liste aller Medikamente. Dass wir die Apotheke holen und vorlegen müssen, lässt er sich zum Glück ausreden. Wir können den beiden glaubhaft versichern, dass wir wissen was zu tun sein wenn wir krank werden und den nigerianischen Ärzten vertrauen…So lassen sie uns weiter zu Polizei und zum Zoll und wünschen uns noch einen schönen Aufenthalt in Nigeria und natürlich Gesundheit.
Polizei und Zoll sind rasch (für afrikanische Verhältnisse) erledigt und so fahren wir schon bald auf den ersten Roadblock zu. Wir hatten erfahren, dass es unzählige Polizeikontrollen geben soll. Bei der zweiten kommen wir auf die glorreiche Idee eine Liste zu führen und die Blockaden zu zählen. Das war richtig stressig. Alle paar Kilometer standen entweder Polizei oder Militär. Die meisten freuten sich uns zu sehen und plauderten über die Strassen und erkundigten sich nach unserem Reiseverlauf und ob die Menschen nett seien. Es gibt aber überall Idioten und manchmal tragen diese halt auch eine Polizeiuniform. Sprüche wie: „Was habt ihr für mich, gebt mir Geld, ich will ein Geschenk“ oder ähnliches waren ihre Versuche. Wir hatten zum Glück noch Schmiergeld in Form von Schoggitalern (danke NAT
J), welche wir verteilen konnten. Ein einziges Mal suchten die Polizisten bis sie etwas gefunden hatten, was nicht in Ordnung war und wir mussten eine Busse bezahlen. Nachdem wir ihnen einen Feuerlöscher zeigen konnten, eine Autoapotheke hervorzauberten und auch noch einen Internationalen Führerschein vorweisen konnten, hiess das Vergehen: keine reflektierenden Rückstrahler…!?
Wegen diesen Kontrollen und den vielen Geschichten über Nigeria und wie korrupt das Land sei, fuhren wir die Kilometer durch Nigeria recht zügig und angespannt. Angehalten haben wir nur für Pausen oder zum Übernachten, Sightseeing kam gänzlich zu kurz. Dadurch merkten wir auch erst im Laufe des zweiten Tages, wie schön die Vegetation hier ist. Alles ist grün, fast überall zieren Bäume und Sträucher die Felder neben den Strassen.

Als es wieder mal an der Zeit war einen Schlafplatz zu suchen, entdeckten wir ein sehr schönes Hotel mit grossem und bewachtem Parkplatz. Wir fuhren rein und fragten ob wir auf dem Parkplatz übernachten dürften. Der Manager war sehr nett, verstand unsere Lage und warum uns ein Zimmer zu teuer sei, müsse aber den Besitzer fragen. Leider konnte er diesen nicht erreichen und wir fuhren mit vielen guten Wünschen des Managers und eines Tipps, wo wir vielleicht schlafen können weiter. Kurze Zeit später stand auf einmal ein anderer Herr des Hotels neben uns und meinte strahlend, sie hätten den Chef erreicht und wir seien herzlich willkommen. Dies und der extra Effort der beiden Männer waren eine schöne Überraschung. Die Krönung war, dass das Ganze völlig gratis war. So genossen wir eine Dusche und einen gemütlichen, ruhigen Abend auf diesem Hotelparkplatz.

Dass man nie alleine ist, merken wir auch hier in Nigeria und zwar während einer Pause. Toilettengänge, ein bisschen Erholung und eine Cola waren gefragt. Wir fuhren in eine Nebenstrasse welche verlassen aussah. Kaum haben wir aber geparkt waren wir umgeben von Leuten, inklusive Dorf Chef und Pastor. Man brachte uns Stühle und etwas zu trinken und fragte und fragte und fragte. Obwohl diese Art von Pause nicht der erwartete Erholungseffekt brachte, nahmen wir diese Begegnung als sehr angenehm war und freuten uns über die Freundlichkeit mit den zugänglichen Menschen. Zum Abschluss gab`s noch ein Foto und viele Telefonnummern (in Afrika schein jeder ein Handy zu haben, da Telefonleitungen zu teuer sind und es fast keine gibt). Schon öfters haben wir bemerkt, dass Telefonnummern gerne ausgetauscht werden.

Die Städte in Afrika sind immer hektisch. Wir bekamen den Tipp, Lagos um 5 Uhr morgens zu durchfahren. Wie wertvoll dieser Ratschlag war (danke Paul!), merkten wir bereits nach fünf Minuten. Es war stockdunkel, Strassenbeleuchtung existiert hier nicht, und die Strassen voll von Sammeltaxis in Form von Minibussen. Diese sind noch rücksichtsloser als die Autofahrer und drängen von allen Seiten – Zeit ist Geld. Alle waren froh, als wir dieses Chaos hinter uns gelassen hatten und eine wohlverdiente Frühstückspause einlegten.
Aba präsentierte sich uns ebenfalls als würdige afrikanische Stadt, mit Chaos pur. Es gab keine Schilder oder Wegweiser, dafür aber sehr viele Fahrzeuge. Das GPS bewies mal wieder sein Dasein und die Copilotin war gefordert. Natürlich liegt die Herausforderung vor allem beim Fahrer. Es heisst, sich gegen die Taxis zu behaupten. In jeder Stadt sehen Taxis anders aus, hier in Aba sind es kleine gelbe dreirädrige Mofas mit Dach oder so was ähnliches. Die Stadt ist voll damit, überall schwirren diese gelben Flitzer umher, in grösserer Zahl als Autos und sehr sehr frech sind sie auch.

Wir hatten den Aba Jungel beinahe durchquert, da stehen wir vor einer Wasserlache, welche tief zu sein schien und die einzige Durchfahrt war von einem umgekippten Lastwagen blockiert. Ok, so sind also die Strassen während der Regenzeit. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, was uns später erwarten würde und was wirkliche Herausforderungen sind.
Die Afrikaner wittern immer das Geld und wie Geschäfte gemacht werden können. So auch in dieser Situation. Ein Taxifahrer hält neben uns an und will uns eine Umleitung zeigen. Wir sind einverstanden und er fährt uns wirklich auf den richtigen Weg zurück.

Die letzte Station in Nigeria hiess Calabar, eine Stadt welche einen sauberen und ordentlichen Eindruck macht. Hier müssen wir das Visum für Kamerun beantragen und rechnen damit, einige Tage hier zu verbringen. Der Herr auf dem Konsulat war äusserst zuvorkommend und hatte unsere Visen knapp zwei Stunden später bereits ausgestellt. So fuhren wir am selben Nachmittag noch weiter.

Viele gute Begegnungen prägen unseren kurzen Aufenthalt in Nigeria. Wir haben einige sehr nette und hilfsbereite Menschen kennen gelernt und interessante Gespräche geführt. Schade, dass uns der Ruf und die Umstände in Nigeria nicht zu längerem Verweilen eingeladen haben. Warum es immer wieder zu Spannungen kommt, erklärte uns ein Herr v.a. damit, dass in Nigeria 251 verschiedene Sprachen gesprochen werden. Auf einer Fläche von 924`000 Quadratkilometern eine ganze Menge und wie wir finden, kein Wunder dass dies Probleme gibt. Wir merken aber nichts davon.
Auf der Strichliliste zählten wir nach 1000 zurückgelegten Kilometern in Nigeria 96 Kontrollen, von welchen etwa fünf sehr mühsam waren, der Rest war ok oder sehr nett.
Wie schon bei der Einreise nach Nigeria gibt es auch bei der Ausreise einen Gesundheitsdienst, welcher wieder unsere internationalen Impfausweise kontrollierte. Diesmal möchte man aber die Apotheke sehen. Für solche Fälle sind wir aber vorbereitet und haben eine kleinere Apotheke griff bereit. Diese enthält Pflaster, Wundreinigungstücher (welche dem Herrn Eindruck machten
J) eine Wundsalbe und ganz wenig Tabletten. Alles wird genauestens inspiziert und natürlich nicht angerührt von ihm. Er entlässt uns dann doch noch mehr oder weniger zufrieden und wir können die restlichen Formalitäten erledigen.
Nach kurzer Fahrt über eine Brücke stehen wir auch schon vor Kamerun. Die Herren der Polizei sind sehr nett, plaudern eine ganze Weile mit uns und erzählen uns viel Gutes über ihr Land…Zu früh gefreut? Ihr werdet`s erfahren…
Wir grüssen euch herzlich aus dem nassen Kamerun und melden uns bald wieder. Alles Liebe Roger und Nadin