Schlammschlacht und ein paar Beulen

Wir haben Mails und Gästebucheinträge bekommen, welche von Krimis schrieben im Zusammenhang mit unseren Berichten. Jedenfalls kommen wir uns in den folgenden Tagen manchmal vor wie in einem schlechten Film. Kaum befahren wir die Erde Kameruns, werden wir von Geldwechslern Verkäufern und Guides bestürmt. Wir befinden uns in einem kleinen Zoll Dorf namens Ekok. Zuerst erledigen wir die restlichen Zollformalitäten, dann hören wir uns an, wofür wir einen Guide brauchen sollen. Die Strassen seien in miserablem Zustand und während der Regenzeit könne man nicht ohne Hilfe fahren. Wir hörten bereits von anderen Reisenden, dass die Strasse wirklich schlecht sei, einige schrieben sogar: it was hell… Bei der Nennung des geforderten Preises für die Guides standen uns die Haare zu Berge. Da wir ja zwei Fahrzeuge mit 4x4 hatten und zu vier waren, entschieden wir uns die Fahrt auf eigene Faust in Angriff zu nehmen. Bereits nach knapp einem Kilometer standen wir vor der ersten Herausforderung. Wir stiegen alle aus und begutachteten das Loch voller Schlamm. Ohoh, grad so haben wir uns das nicht vorgestellt. Als kurze Zeit später ein Einheimischer vorbei kam, sagten wir uns: „wir schauen dem einfach zu, wie der das macht und dann wissen wir, wie auch wir da durchkommen“. Als dieser aber nach einer Stunde schaufeln noch immer tief im Schlamm steckte, entschieden wir uns für Plan B (welcher zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierte) und drehten um nach Ekok.

Wir durften die Nacht im Schutze der Zöllner hinter der Grenzwache verbringen. Leider regnete es immer wieder und die Hoffnung auf bessere Strassenverhältnisse sank. Den nächsten Tag verbrachten wir damit, uns Angeboten anzuhören und mit den Einheimischen zu plaudern, unsere Wasservorräte aufzufüllen und uns gedanklich auf die Reise nach Mamfe vorzubereiten.
Das Dorf hat kein fliessendes Wasser und keinen Brunnen. Wasser für Abwasch usw. wird am Fluss geholt, welcher während der Regenzeit zum Glück genügend davon hat, aber nicht sehr sauber ist. Gutes Wasser zum Trinken wird von einem saubereren Fluss geholt, welcher weiter weg liegt. Natürlich trinken wir solches Wasser erst nach Behandlung mit Micropur (Mittel zur Entkeimung) und nachdem es durch unseren eingebauten Filter gegangen ist. Entweder Filter oder Micropur würde grundsätzlich genügen, aber der Filter sorg dafür, dass das Wasser nicht nach Chlor schmeckt.
Zurück zum Thema: Am nächsten Morgen machten wir uns also in Begleitung von drei jungen Herren, Schaufel und Bickel auf den Weg in das 50km entfernte Mamfe. Die Jungs schufteten hart, die Fahrer und die Fahrzeuge ebenfalls. Immer wieder kamen wir zu Schlammlöchern und blieben trotz guter Vorarbeit stecken. Die Jungs schaufelten jeweils den Weg wieder frei oder legten Steine so in die Fahrbahn, dass die Pneus wieder Halt fanden. Der Toyota schaffte es auf diese Weise jeweils mehr oder weniger gut durchzukommen. Der Iveco von Caroline und Rölu liegt tiefer als der Toyota und so blieb oft nichts anderes übrig, als alle Abschleppseile zusammenzuspannen und Rölu mit dem Toyota rauszuziehen. Auf diese Weise brachten wir den ganzen Tag nur etwa 20km hinter uns und erreichten bei ströhmendem Regen einen Schlafplatz. Fazit: wir (und vor allem die Jungs) waren Todmüde, der Toyota verzeichnet eine Beule und einige Kratzer, ein abgerissenes Licht hinten (welches aber zum Glück noch funktioniert). Der Ivoco hatte leider weniger Glück und ein paar Beulen mehr. Ausserdem hat seine Schiebetür Schaden genommen.
Wir schliefen aber trotz allem recht gut und konnten am nächsten Morgen in aller Frühe weiterfahren.
Nach wenigen Metern hörten wir vorne links aber einen Ton, welcher uns nicht gefiel. Wir hielten an und die erste Tat an diesem Morgen war, dass Roger das Vorderrad abschraubte und einen Stein zwischen der Bremsscheibenabdeckung entfernen musste.
Der Tag ging im selben Stil weiter wie der erste. Schlamm, Schlamm und nochmals Schlamm. Alle sahen wir aus als hätten wir uns im Schlamm gewälzt, die Jungs mussten wieder hart arbeiten und die Fahrzeuge blieben öfters stecken als wir zählen konnten.
Wir kamen im Mamfe an, als es bereits dunkelte. Trotzdem fanden wir aber einen super Übernachtungsplatz bei Magdalena im Hotel California. Magdalena hat ein paar Zimmer und eine grosse Rasenfläche, auf welcher wir unsere fahrbaren Heime abstellen konnten. Sie öffnete ein Zimmer für uns, damit wir eine Dusche geniessen und die Toilette benutzen konnten. Ausserdem kochte sie ein hervorragendes Nachtessen für uns, welches wir mit einem Bier genossen und bald darauf fix und fertig in unser Bett fielen.
Den folgenden Tag verbrachten wir mit Putzen. Der Toyota war von Schlamm überdeckt und in jeder Ritze war getrockneter Schlamm - Innen und Aussen. Wir reinigten die gesamte Innenausstattung, die Schaufel, die Seile, einfach alles und zum Schluss bekam auch der Toyota noch eine Dusche. Da die Bremsen nicht mehr so gut funktionierten, fuhren wir noch bei einer Werkstatt vorbei und liessen den Schlamm von den Bremsbelägen waschen. Allein die Garage war ein Abenteuer.

Da Magdalena so gutes Nachtessen kochte, liessen wir uns noch zweimal von ihr verwöhnen und als Krönung zeigte sie mir, wie sie ihr Poulet a la Magdalena zubereitet.

Somit waren wir gestärkt, alles war wieder (mehr oder weniger) sauber und wir waren bereit für die Weiterfahrt.
Die nächsten 140km nach Bamenda waren wiederum sehr Schlammig, aber ohne solche grossen Löcher. Ausser, dass wir ein paar Mal durch steckengebliebene LKW`s blockiert waren, hatten wir keine Probleme mehr und kamen ohne weitere Schäden in Bamenda an.
Hier trennten sich die Wege von Caroline und Rölu und uns. Wir hatten vernommen dass in Kamerun Wahlen anstehen und wollten unbedingt vor dem Wahlsonntag in Yaoundé sein. Die beiden hatten aber noch Pläne in und um die Gegend von Bamenda.
Der Weg nach Yaoundé war angenehm, meist gute Strasse und eher wenig Verkehr. Wie schon so oft fuhren wir zur Rush Hour in die Stadt hinein. Roger hat sich und seinen Fahrstil aber schon ganz gut den Einheimischen angepasst und so kommen wir ziemlich gut durch und finden unsere Unterkunft vor Dunkelheit.
Yaoundé ist eine eher friedliche Stadt, mit viel Grün. Vom Platz wo wir stehen, können wir auf die Stadt herunter blicken. Soweit wir sehen, ist die Stadt von Hügeln umgeben. Dies gibt einen sehr schönen Blick und lässt die Stadt sehr friedlich erscheinen.
Am Wahlsonntag ist alles geschlossen, was sehr ungewöhnlich ist. Einzig die Tankstellen sind geöffnet, aber nur um zu tanken. Es werden keine Autos gewaschen, Tankstellenshops sind zu und auch alle anderen Läden. Wir spazieren in der Gegend herum geniessen eine afrikanische Stadt ohne Lärm, ohne Hektik und praktisch ohne Verkehr. Wunderbar und bis jetzt einmalig auf unserer Reise.
Wir verbringen knapp eine Woche in Yaoundé bis wir die Visen für Gabun und Kongo Brazzaville (der kleinere der beiden Kongos) zusammen haben. Dies dauert seine Zeit, bereitet uns aber keine Probleme. Da die Schweizer Botschaft gleich um die Ecke liegt, gehen wir dort auch noch vorbei und erkunden uns über den Stand der Wahlen. Die Dame war sehr nett und freute sich, dass wir uns meldeten. Und wir freuten uns, in Kamerun mal wieder Schwietzerdütsch sprechen zu können. Wir erfahren, dass die Wahlergebnisse erst in ein bis zwei Wochen zu erwarten seien, was uns angenehm überrascht. Bis dahin sollten wir nämlich nicht mehr im Lande sein.
Elisme und Hans, die beiden Südafrikaner, welche wir in Ghana kennen gelernt hatten, meldeten Probleme mit ihrem Land Rover. Sie sind in der Hauptstadt Gabuns und warten bis sie Ersatzteile aus Süd Afrika bekommen. Somit stehen die Chancen gut, dass wir sie bald wieder treffen können.
Bis dahin liegen aber noch ein paar hundert Kilometer Kamerun vor uns, welche wir sehr geniessen. Wir fahren gemütlich Richtig Grenze Gabun, machen Halt wo es uns gefällt und geniessen die Landschaften mit der unglaublich schönen Vegetation. Da wir fast überall in West – und Zentralafrika in der Regenzeit befinden, grünt es überall und macht die Fahrten allein schon zu einem Erlebnis.
Die letzte Nacht in Kamerun verbrachten wir nahe der Grenze und waren relativ früh dran bei der Ausreise. Hier sahen wir, was die Herren den ganzen Tag machen, wenn sie nichts zu tun haben: einer bearbeitete unsere Pässe, zwei spielten Schach (oder so was ähnliches) und einer sah ihnen zu. Alle waren aber guter Laune und plauderten ausgiebig mit uns. Hinter dem Grenzposten war ein riesiger leerer Parkplatz und weil wir noch nicht gefrühstückt hatten, war dies ein Ideales Plätzchen für uns. Klar, dass die Grenzbeamten auch um Frühstück baten
J.
Dies war also unsere letzte Mahlzeit auf Kameruner Gebiet. Das Ende unseres Besuches in diesem Land war wesentlich besser als der Anfang. Die Sonne strahlte und die Strasse war wunderbar geteert. Wir hatten uns natürlich auch ein bisschen umgehört, warum man diese Strasse von Ekok nach Mamfe und Bamenda nicht unterhalte und diese in so einem Zustand sei. Wir sahen bereits während unserer Fahrt, dass die Chinesen angefangen hatten die Strassen auszubauen. Leider geht das aber natürlich nicht von einem Tag auf den anderen. Wir hatten aber auch vernommen, dass die Bewohner der englisch sprechenden Gebiete, sich benachteiligt fühlten. Da die Regierung französisch sprechend sei, schaue man zuerst für diese Gebiete. Wie viel davon der Wahrheit entspricht können und wollen wir natürlich nicht beurteilen. Wenigsten sehen wir aber, dass etwas im Gange ist und Strassen gebaut werden. Wenn uns jemand gefragt hatte, wie die Strasse zwischen Ekok und Mamfe gewesen sei, antwortete Roger: „welche Strasse?“. Wie ihr an den Foto`s sehen könnt, ist diese Frage berechtigt. Wir haben versucht, ein paar der repräsentativsten Foto`s auszusuchen und hoffen, dass ihr einen kleinen Einblick über unsere Schlammschlacht bekommt.

Wir sind nun seit zwei Wochen in Pointe Noire, im Kongo. Es ist nicht so, dass wir dies freiwillig tun, wir sind hier ein bisschen gestrandet. Es gibt kein Visum für Angola. Nein, dies liegt nicht an uns, sondern an den angolischen Behörden. Seit einigen Monaten bekommt man als Tourist keine Visen mehr (oder nur seeeehr schwierig). Wir haben hier auch herausgefunden, dass es auch für geschäftliche Zwecke sehr schwierig geworden sei ein Visum zu bekommen. Was machen wir nun? Wir sind in Kontakt mit einer Verschiffungsgesellschaft, welche unseren Toyota mit einem Container nach Süd Afrika oder Namibia spedieren würde. Gleichzeitig suchen wir auch nach Möglichkeiten, doch noch ein Visum zu bekommen. Es sieht aber im Moment so aus, als würden wir an der letzten Knacknuss vor Namibia und Süd Afrika scheitern und ein einziges Land umschiffen müssen. Aber es sind noch nicht alle
Ressourcen ausgeschöpft und wir bleiben dran. J
Wir haben gehört, dass sich der Winter bereits angekündigt haben soll bei euch und schicken euch ein paar Strahlen Wärme aus Afrika.
Bis Bald, alles Liebe
Roger und Nadin