Hilfsprojekte
Bevor wir unsere Erlebnisse in Ghana ganz verlassen, möchten wir einige Gedanken zu Hilfsprojekten loswerden. Während der Planung unserer Reise, waren wir offen, einige Zeit irgendwo bei einem Projekt mitzuhelfen. Wir haben bei einer Organisation auch auf der Webseite geforscht und haben in Burkina Faso ein Projekt gefunden. Nun, wir hätten uns bewerben müssen und um eine Chance zu haben, dass unser Unterlagen auch geprüft werden, hätten wir einige hundert Euro mitschicken sollen. So haben wir`s gelassen. In Ghana haben wir dann viele Freiwillige kennen gelernt, welche bei einem Projekt arbeiteten. Oft hörten wir das Gleiche, dass sie viel Geld bezahlt hätten und das eigentliche Projekt wenig davon sähe. Ein junger Mann aus Burkina Faso, welchen wir in Mali kennen gelernt hatten, war gar nicht begeistert von all den Hilfswerken. Die Gelder gingen eh immer an die Dorfchefs, welche es meist für sich behielten und den Bewohnern nichts gäben. Weiter haben wir festgestellt, dass abgeschlossene Projekte, bei welchen die „Helfer“ nicht mehr vor Ort waren, die Dinge wieder ihren ursprünglichen Lauf nahmen und die Projekte vernachlässigt wurden. Lehrer wurden aus Europa oder den USA eingeladen zu unterrichten (manchmal waren es nicht einmal Lehrer), in dieser Zeit hatte der eigentliche Lehrer aber keine Arbeit, musste zu Hause bleiben und verdiente somit auch kein Geld. Da fragen wir uns, was genau die Hilfe ist. Medizinstudenten in deren ersten, zweiten Jahren, welche bis anhin nur Theorie gebüffelt hatten, mussten Spritzen geben oder gar kleinere Operationen durchführen und bekamen so viel Verantwortung, als wären sie bereits Ärzte (diese Informationen haben wir nicht selber nachgeprüft, aber von Personen erhalten, welche es erlebt hatten und es uns berichteten). So fingen auch wir an, diese „Helferei“ aus dem Westen in Frage zu stellen.
Dann aber haben wir Leute wie zum Beispiel Raphael aus Österreich kennen gelernt. Raphael, sein Bruder und zwei Brüder aus Ghana sammelten Geld, bekamen eine grosse Fläche Land im Nordosten von Ghana und erbauten mit Hilfe der Einheimischen einen Spital.
Alle Materialien werden vor Ort gekauft und/oder hergestellt und die Arbeiter sind ebenfalls aus der Region. Das Krankenhaus steht kurz vor der Eröffnung, die Felder neben dem Krankenhausgebäude werden bepflanzt, was zusätzliches Geld einbringen soll. Wer mehr über das Projekt erfahren möchte, kann dies unter dem folgenden Link:
www.afreakmed.org
Unser Fazit: ganz klar, dass es Hilfsprojekte in Afrika braucht und Erfahrungen aus dem Westen hierher gebracht werden sollen. Der Wille der Bevölkerung muss aber ebenfalls da sein. Oft merken wir, dass sie Dinge gar nicht ändern wollen, weil sie nicht daran glauben dass es besser ist. Zudem glauben wir, dass die Korruption ebenfalls einen grossen Teil dazu beiträgt, dass Projekte und Hilfen nicht oder nicht am richtigen Ort ankommen. Natürlich wissen wir, dass es noch viele andere gute Organisationen gibt, ohne die es wie gesagt nicht ginge.

Togo – sagte jemand, dass wir Ferien machen?
Wir fahren eine mehr oder weniger holprige Pistenstrasse, unter wunderschönen Bäumen und Sträuchern hindurch. Fast wie eine Allee. Wie aus dem Nichts taucht zwischen den Bäumen eine Strassensperre auf. Die Sperre besteht aus zwei Stämmen an jeder Strassenseite und einer Schnur welche die Weiterfahrt verhindern soll. Ein bisschen versetzt sehen wir etwa 4 Holzhütten und ein paar Männer in Uniform. Wir sind uns bereits an solche Szenen gewöhnt und vermuten, dass wir uns an der Grenze befinden. So war es auch. Die Herren sprechen wieder Französisch und sind sehr nett. Wir wundern uns immer wieder, was diese Leute so weit weg von irgendeiner (für uns sichtbaren) Zivilisation den ganzen Tag machen. Es kommen auch nicht viele Grenzgänger hier vorbei. In dem grossen Buch, wo unsere Passdaten verewigt werden, sehen wir, dass die letzten Personen hier vor über zwei Stunden vorbei gekommen sind. Dies wird der Grund sein, dass die Herren immer gerne mit uns plaudern und sich jeweils laaaaaange Zeit lassen mit allem. Wir sehen es aber meist als willkommene Abwechslung vom Fahren.
Der Weg führte uns weiter auf der holprigen Strasse, viele Löcher machten das Fahren anspruchsvoll. So waren wir froh kurz vor Dunkelheit einen Schlafplatz mit Dusche gefunden zu haben und dass uns jemand ein feines Nachtessen kochte.
Unser Ziel in Togo war seit unserer Abfahrt aus der Schweiz das Chez Alice in Lomé, Togos Hauptstadt. Das Chez Alice ist ein bekannter Treffpunkt für Afrika reisende und wir hatten schon einiges darüber gehört. Alice ist eine Schweizerin, welche sich vor über 30 Jahren in Lomé nieder liess und diese Lodge aufgebaut hatte. Aber Alice ist nicht irgendeine Schweizerin, Alice ist Zürcherin. Und nicht nur das, sie ist aus Langnau. Sehr herzlich wurden wir bei unserer Ankunft begrüsst und sofort an den Stammtisch (der so angeschrieben und mit Schweizerkreuzen versehen ist) eingeladen. Wir freuten uns schon lange auf das bekannte Schnitzel und die Röschti von welcher wir so viel gehört hatten. Wir wurden dann auch überhaupt nicht enttäuscht und verbrachten einen wundervollen ersten Abend bei und mit Alice.
Der nächste Tag war Sonntag und zwang uns auszuruhen. Wir wollten am Montag in die Stadt und bei der Nigerianischen Botschaft ein Visum beantragen. Schon sehr oft hatten wir gehört, dass dies ein sehr schwieriges Unterfangen sei und man ein Einladungsschreiben von einem Freund in Nigeria brauche. Selbst dann müssten die Herrschaften auf der Botschaft einen guten Tag haben und uns das Visum geben wollen. Wieder schrieben wir unseren Freunden Astrit und Pius, welche uns wieder mal aus der Patsche helfen wollten und uns versprachen, ein Einladungsschreiben zu organisieren und sich wieder zu melden.
Nun kam aber wieder mal alles ein bisschen anders. Nadin erwachte am Montagmorgen und fühlte sich gar nicht gut.
Ich hatte nicht gut geschlafen und wollte am Morgen nicht aufstehen und noch ein paar Minuten länger schlafen. Bald fing ich aber an zu frieren und hatte überhaupt keine Kraft. Dafür bekam ich aber Fieber, welches innert kurzer Zeit stieg. Alice machte nicht lange und schickte uns zum Arzt. Was dieser feststellte wussten eigentlich schon alle…Malaria. Der sehr nette Arzt verordnete während drei Tagen zwei Spritzen täglich und Bettruhe (obwohl diese Verordnung unnötig war, diesmal tat ich das freiwillig). Wieder bei Alice richteten sie und Roger ein Bett im Garten für mich ein und ich schlief zwei Tage lang mit ein paar Unterbrüchen durch.
Ein Einladungsschreiben für das Nigeria Visum war unterwegs, aber noch nicht eingetroffen. Die Südafrikaner waren auch rascher vorangekommen als erwartet und so nahm Roger erneut die Option der Verschiffung auf und erkundigte sich über Preise. Diese waren ziemlich viel höher als in Ghana. Trotzdem sprachen wir darüber und wollten bald eine Entscheidung fällen. Es war für uns klar, dass wir Nigeria nicht alleine fahren wollten.
Am Abend des zweiten Malariatages fuhr auf einmal der Iveco Bus von Caroline und Rölu durchs Tor. Das war eine schöne Überraschung. Sie luden uns zu Spaghetti Bolognese (Nadin ass untypischerweise nicht so viel
L) ein und wir tauschten den ganzen Abend Erlebnisse aus, die wir seit der Green Turtle Lodge erfahren hatten.
Da ich noch nicht fit war und der Abend für mich anstrengend gewesen war, schliefen wir lange und nach dem erneuten Besuch beim Arzt, welcher mir dann noch Tabletten und Vitamine verschrieb, musste ich wieder ausruhen. So ging die Woche rum und wir hatten noch gar nichts erreicht in Sachen Visen organisieren oder Verschiffen.
Caroline und Rölu hatten ebenfalls versucht ihren Camper zu verschiffen, haben aber keine akzeptable Lösung gefunden und wollten deshalb versuchen zu fahren. So entschieden wir uns, das Ganze zu viert in Angriff zu nehmen. Am folgenden Montag zogen wir unsere besten Kleider und geschlossene Schuhe an und machten uns ein erstes Mal auf den Weg zur Botschaft von Nigeria. Die Dame am Empfang liess uns warten. Nach einer Stunde meinte sie: „der Konsul ist beschäftigt. Kommen sie morgen früh um 11.00 Uhr wieder und bringen sie eine Einladung mit.“ Somit war dieser Besuch für heute erledigt.
Caroline und Rölu hatten bereits ein Visum für Benin (ein ähnlich keines Land wie Togo, welches zwischen Togo und Nigeria liegt), wir aber mussten dies noch beantragen. Da es erst Mittag war, nutzten wir die Zeit und fuhren zum Konsulat von Benin. Leider war es aber nicht möglich das Visum sofort zu machen und wir hätten die Pässe bis zum folgenden Abend dort lassen müssen. Zur Erinnerung, wir mussten am nächsten Tag ja um 11.00 Uhr bei der nigerianischen Botschaft stehen – mit Pässen. Enttäuscht verliessen wir also auch dieses Konsulat ohne Erfolg.
Am Abend wurden wir aber wieder mit guter Küche bei Alice aufgemuntert. Ausserdem erhielten wir eine E – Mail mit Einladungsschreiben. Und nun hoffen wir, dass die Dame morgen einen guten Tag hat und wir mit der Einladung auch ein Visum bekommen werden. Alle vier stürzen wir uns wieder in unsere schönen Kleider und erreichen punkt elf (Schweizer Pünktlichkeit) das Konsulat. Wieder lässt man uns warten. Nach gut einer Stunde dürfen wir aber unsere Dokumente abgeben. Roger übergibt der Dame noch ein
Geschenk aus der Schweiz in Form eines kleinen Taschenmesser (Marco, an dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an dich!) und lächelt sie freundlich an. Sie meint sehr trocken, wir sollen morgen um 15.00 Uhr wieder kommen, der Konsul habe heute keine Zeit (aha?).
Wir wissen nicht recht, ob wir morgen vorsprechen sollen oder ob wir bereits unsere Visen abholen können. Von verschiedenen Seiten hörten wir, es dauere 3- 4 Tage bis ein Visum ausgestellt werde. Besser nicht fragen, wir werden es ja morgen sehen.
Wieder bei Alice gab`s die nächste Überraschung. Die Belohnung für eine Reparatur, welche Roger erledigt hatte: ein Gerberfondue! Das war ein schönes Highlight! Und schmeckt so weit weg von zu Hause noch ein bisschen besser (genau wie die Röschti übrigens auch
J).
Im Laufe der Woche kam dann noch ein Overlander – Paar aus Frankreich bei Alice an. Es macht immer Spass, wenn man Erfahrungen austauschen kann und untereinander Typs verteilt werden. Die beiden haben lange im Niger gewohnt und wollen aus diesem Grund auch im Niger Freunde besuchen und dann in den Chat und weiter nach Central Afrika, Äthiopien und weiter in den Sudan. Vielleicht treffen wir sie ja irgendwann auf der Ostseite wieder.
Nun aber zurück zu uns. Wir haben ja noch immer keine Visen für Nigeria. Wieder betreten wir die Botschaft pünktlich am vereinbarten Tag. Diesmal lächelt die Dame uns entgegen und fragt Roger, ob er das Geschenk für sie dagelassen habe. Jaja klar, dass sein Geschenk für ihre Hilfsbereitschaft (auch er zaubert mit seinem charmantesten Lächeln). Das freue sie sehr, es gefalle ihr und sie bedanke sich. Und ahja, hier seien unsere Pässe, sie wünsche uns eine gute Reise und viel Glück. Wir bedanken uns ebenfalls, stürzen uns zur Tür raus und sind glücklich über ein weiteres Visum in unseren Pässen.
Es war erst Mittwoch, also noch genug Zeit um zum Konsulat von Benin zurück zu fahren und dieses Visum noch zu beantragen. So können wir vor dem Wochenende noch weiterfahren. Leider ist unsere Freude über das erhaltene Nigeria Visum nur von kurzer Dauer. Die Konsulin von Benin bemerkt, dass unser Togo Visum abgelaufen ist. Da wir länger als geplant in Ghana verweilten und nun wegen meiner Malaria auch schon zwei Wochen in Lomé sind, ist dies abgelaufen und wir haben es nicht bemerkt. Wahrscheinlich war es auch falsch ausgestellt, aber das ändert an der Tatsache leider nichts. Die Konsulin darf uns kein Visum für Benin ausstellen, wenn wir kein gültiges für Togo mehr haben. Wir müssen zuerst auf die Immigrationsbehörde und das Togo Visum verlängern lassen…und Busse bezahlen. Niedergeschlagen gehen wir zurück zu Alice und zum Toyota. Warum muss es auch immer Hindernisse geben. Manchmal ist sie hart, diese Reiserei, und Reisen ist nicht gleich Ferien….tsss
Wieder hat aber Alice die rettende Idee und hilft uns aus der Klemme. Nach 30 Jahren kennt man halt schon den einen oder anderen. Ein Polizist wird angerufen, welcher unsere Pässe abholt und bereits am nächsten Morgen fixfertig, mit verlängerten Visen zurück bringt. Wir müssen nicht mal ans andere Ende der Stadt zum Immigrationsamt. Home delivery, sozusagen!
Sofort packen wir zusammen und fahren in die Stadt zum Konsulat von Benin. Es ist bereits Freitag, wenn die nette Dame unsere Visen heute noch ausstellt, können wir morgen los. Da wir schon zum dritten Mal in ihrem Büro stehen, verspricht sie die Pässe bis 16.00 Uhr fertig zu haben. Wir nutzen die Zeit am Markt, füllen unsere Vorräte wieder auf und gönnen uns auch noch ein paar Luxusgüter in einem französischen Supermarkt (wie zum Beispiel Greyerzer Käse).
Ein letztes Mal essen wir an diesem Abend mit Alice Znacht und verbringen noch einen wunderschönen Abend am Stammtisch. Liebe Alice, vielen herzlichen Dank für alles! Es war wunderschön bei dir, wir konnten unsere Batterien wieder aufladen (v.a. Nadin nach der Malaria), du hast mich mitgepflegt und uns in mancher Lage geholfen. Wir hätten noch lange bei dir bleiben können
J.
Leider hiess es dann Tags darauf Abschied nehmen. Nadin fühlte sich wieder fit und so verliessen wir zusammen mit Caroline, Rölu und ihrem Iveco Camper Togo und fuhren nach Grand Popo in Benin. Unser Ziel, eine Auberge welche den gleichen Namen trägt wie das Dort, liegt an wunderschöner Lage direkt am Meer. Leider ist die Strömung im Meer ist zu stark und so begnügen wir uns mit dem Salzwasser Pool. Unsere Fahrzeuge dürfen wir auf einer Wiese, direkt hinter dem Strand abstellen.
Gerne hätten wir uns eigentlich die Gegend hier angesehen und mehr Zeit in Benin verbracht. Wir alle hatten aber Lust, mal wieder zu fahren und „vom Fleck zu kommen“. So ist das oft während unserer Reise. Wenn wir länger an einem Ort waren, verspüren wir den Drang weiterzufahren. Sind wir aber einige Zeit lang jedem Tag gefahren, freuen wir uns, uns mal wieder zu installieren und ein paar Tage an einem Ort zu bleiben. Bei längeren oder kürzeren Pausen kommt man auch in näheren Kontakt mit den Leuten. Wir kaufen zum Beispiel mehrmals am selben Ort ein und kommen so ins Gespräch. So war das zum Beispiel auch in Lomé. Wir wussten wo wir Brot bekommen, wie wir am besten in die Stadt kommen, was die Preise sind und haben uns oft mit den Leuten unterhalten. Klar, in Lomé war dies ein bisschen spezieller bei Alice. Durch sie und haben wir viel vom Leben in Lomé mitbekommen, wie es ist sich mit Behörden rumzuschlagen oder was die Regierung macht oder eben nicht und was für Herausforderungen täglich anstehen.
Beim Chez Alice führt eine Strasse vorbei, welche nach Ghana und Benin und Nigeria führt. Diese wurde erneuert und geteert in der der Zeit in der wir dort waren. Interessant war, dass dies unter der Regie von Chinesen zu laufen schien. Wieso kommen die Chinesen nach Afrika und teeren deren Strassen? Soviel wir rausgefunden hatten, bekommen die Chinesen anscheinend Land zur Bewirtschaftung von den Afrikanern und kümmern sich im Gegenzug um die Strassen. Nachdem wir ein bisschen mehr darüber gelesen hatten, sind die Chinesen ganz grosse Erdöl Abnehmer von Afrika. Wie gut oder wie schlecht dies für die Wirtschaft und Afrika ist, darauf können und wollen wir nicht eingehen. Wir sollten später noch mehrmals auf chinesische Baufirmen und Arbeiter treffen.

Damit sind wir am Ende unserer Berichterstattung über Togo und unseren kurzen Abstecher nach Benin.
Alles Liebe und hebed eu sorg!

Roger und Nadin